Berlin und Brandenburg sind die einzigen Bundesländer, in denen Schüler/innen bis zur 6. Klasse in der Grundschule lernen dürfen und in denen nicht bereits nach der 4. Klasse über die für sie geeignete Form der Oberschule entschieden werden muss.
Auch, wenn die Möglichkeit, ihr Kind bereits nach der 4. Klasse auf ein Gymnasium wechseln zu lassen, bei uns noch immer von vielen Eltern in Anspruch genommen wird und es uns eigentlich mit Stolz erfüllen könnte, dass diese Kinder das auch alle schaffen, freuen wir uns viel mehr über jedes einzelne Kind, das bis zum Abschluss der 6. Klasse bei uns bleibt. Es ist jedoch keineswegs so, dass nach der 4. Klasse nur die Kinder bei uns bleiben, die einem vorzeitigen Übergang in die Oberschule nicht gewachsen wären, sondern oft sind es die persönliche Überzeugung der Eltern oder auch die Anerkennung unserer guten Arbeit, die Eltern zu dieser Entscheidung bewegen.
Ganz bewusst verstehen wir uns als eine 6-jährige Grundschule und bemühen uns seit jeher darum, dieses Konzept erfolgreich zu leben und attraktiv zu gestalten. Insbesondere mit Beginn der 5. Klasse bemühen wir uns um ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen einem angemessenen Leistungsanspruch, aber auch der bestmöglichen Förderung und Forderung jedes einzelnen Kindes. Hierbei kommt uns natürlich zugute, dass wir einerseits die Kinder, ihre Persönlichkeit sowie ihre Entwicklung in der Regel seit vier Jahren kennen und andererseits auch auf eine langjährige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Eltern zurückblicken können. Ganz sicher ist das ein ebenso großer Vorteil gegenüber den Oberschulen, wie auch die in der Grundschule deutlich kleineren Lerngruppen als im Gymnasium.
Der große Entwicklungsschritt, den viele Kinder zwischen der 4. und 5. Klasse machen, ist ebenso ein wichtiges Element unserer Arbeit in den oberen Klassen, wie auch die intensive Vorbereitung auf die sie in der Oberschule erwartenden Anforderungen. Wir nutzen die zwei letzten Grundschuljahre vor allem dafür, die Kinder auf den Übergang in die Oberschule vorzubereiten, jedoch nicht – und dafür bitten wir aus den vorgenannten Gründen um Verständnis – bereits die 4. Klasse. In unserem Verständnis der 6-jährigen Grundschule legen wir in der 1. und 2. Klasse die Grundlagen, indem die Kinder die Lese- und Schreibkompetenz sowie ein grundlegendes Verständnis für Zahlen und Rechenoperationen und die erforderlichen sozialen Kompetenzen erlangen, die ihnen ein erfolgreiches Arbeiten in allen Fächern ermöglicht. In der 3. und 4. Klasse werden diese Fähigkeiten weiterentwickelt, geübt und gefestigt und ab der 5. Klasse werden diese Fähigkeiten zunehmend genutzt, um sich Wissen selbständig aneignen, in Beziehung setzen, verbinden und vernetzen, aber auch Sachverhalte reflektieren und bewerten sowie sich eine eigene Meinung bilden und zu einer selbstbewussten Persönlichkeit heranreifen zu können.
Aus genau diesen Gründen gibt es die Feierstunde zur Entlassung aus der Grundschule bei uns erst nach der 6. Klasse. Für die so feierlich in die Oberschule entlassenen Schülerinnen und Schüler erhalten wir aus den umliegenden Schulen – aber auch von den Kindern und ihren Eltern – immer wieder die Rückmeldung, dass sie fachlich wie persönlich den Anforderungen der Oberschule voll und ganz gewachsen sind. Das erfüllt uns mit Stolz und bestärkt uns darin, das nicht bereits zum Ende der 4. Klasse für möglichst viele Kinder erreichen zu wollen.
Immer wieder gibt es Kinder, bei denen auch wir deutlich sehen, dass sie ihren Mitschülerinnen und Mitschülern voraus sind, über Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen verfügen, die ihnen ein schnelleres und früher ein eigenständigeres Lernen ermöglichen. Dann werden auch wir uns sicher nicht in den Weg stellen, dass diese Kinder unsere Schule bereits nach der 4. Klasse verlassen, um eine Schnelllernerklasse eines Gymnasiums zu besuchen und ganz sicher werden wir auch alles dafür tun, dass auch diese Kinder optimal vorbereitet in ihre neue Schule kommen und dort erfolgreich weiterlernen. Selbstverständlich werden wir auch diese Kinder aus ihren Klassen nicht minder herzlich – aber eben nicht mit einer Feierstunde im großen Rahmen – verabschieden.